Klaus Florian Vogt und Michael Volle sind Meistersinger

Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2017

Live ist Wagner am besten. Es geht nichts über die superbe Akustik im Großen Festspielhaus in Bayreuth. Wer am Montag dabei war bei der zweiten Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ darf sich glücklich schätzen. Es war ein phantastischer, sinnlicher und stimmungsvoller Abend auf dem Grünen Hügel – diesen Sound und dieses Bühnenspiel kann kein Kino (wie bei der Premiere am Dienstag) und kein Fernseher (wie bei 3sat am Freitag) bieten.

klassik-begeistert.de verfolgte die 4,5 Stunden dauernde Oper in Reihe 20 im Parkett. Und muss die Worte zur Premiere am 25. Juli 2017 wiederholen: Die Solisten und der Chor waren die Stars des Abends. Der Chor war von Eberhard Friedrich, dem Chordirektor der Oper Hamburg, ganz hervorragend vorbereitet worden. Stimmlich und schauspielerisch war das eine Top-Leistung! Das Orchester der Bayreuther Festspiele musizierte unter Philippe Jordan auf Weltklasse-Niveau in flüssigen, zügigen Tempi mit sehr viel Spielfreude. Es war eine große Freude, allen Orchesterteilen zuzuhören – genau so geht Wagner! Schade nur, dass zahlreiche Huster und Raschler das herausragende, hochromantische Vorspiel zum dritten Aufzug störten.

Noch besser als am ersten Abend in Form war der Tenor Klaus Florian Vogt als Ritter Walther von Stolzing. Vogt sang makellos. Herausragend. Weltklasse! Besser kann man den Stolzing nicht singen. Klar, fein, in den Höhen atemberaubend sauber und kraftvoll. Bis zum Ende überzeugte der 47-Jährige mit bombastischer Kondition, mit Klangschönheit und –fülle. Herr Vogt, das war eine Sternstunde in Bayreuth. Möge Ihre gesegnete Stimme die Menschen noch viele Jahre verzaubern.

Herausragend war auch die Leistung des Baritons Michael Volle als Schustermeister Hans Sachs. Der Facettenreichtum seiner Stimme war zutiefst beeindruckend. Macht- und kraftvoll, souverän und mit phantastischen Zwischentönen. Weltklasse! Nur ganz zum Schluss im dritten Aufzug war zu spüren, dass Volle vollends an seine Kraftreserven gegangen war an diesem denkwürdigen Abend.

Auch der Bass Günther Groissböck als Goldschmied Veit Pogner lieferte wie bei der Premiere eine Weltklasseleistung ab. Er zieht die Zuhörer und Zuschauer mit seiner väterlichen Stimme in den Bann. Amazing! Auch im höheren Register überzeugte er mit einem tollen Timbre. Kernig und volltönend! Sehr entspannend. Groissböck ist bei den Bayreuther Festspielen 2017 auch noch als Riese Fasolt in „Das Rheingold“ zu hören.

Drei Sänger lieferten ebenfalls so wunderbar ab wie bei der Premiere. Einen sehr guten David gab der Tenor Daniel Behle. Sehr präsent und sehr präzise sang er als Lehrbube von Hans Sachs. Der gebürtige Hamburger (Jahrgang 1974) gibt in Bayreuth auch noch den Froh in „Das Rheingold“. Grandios, nuancenreich, mit viel Spielwitz und Stimmenreichtum agierte auch der Bariton Johannes Martin Kränzle als Stadtschreiber Sixtus Beckmesser. Gewaltig aufhorchen ließ vom ersten Ton an die Mezzosopranistin Wiebke Lehmkuhl, Evas Amme: in der Höhe brillant und mit sehr angenehmem Timbre auch in der Tiefe.

Die einzige Fehlbesetzung des Abends war die Sopranistin Anne Schwanewilms als Eva, Pogners Tochter. Ihr fehlte jeglicher jugendlicher Glanz und jegliche Frische in der Stimme. Sie erntete einige Buhs. Einige Töne sang sie falsch an. Von Strahlkraft in der Höhe keine Spur. Auch war die Artikulation der gebürtigen Gelsenkirchnerin (Jahrgang 1967) mitunter sehr undeutlich und schwammig. Oft war ihr Text gar nicht zu verstehen. Ihre Leistung war noch schlechter als am Premierenabend und fiel im Vergleich mit den anderen hervorragenden Sängern besonders negativ auf. In den beiden einstündigen Pausen war die schlechte Leistung von Anne Schwanewilms das Gesprächsthema Nummer 1.

Die Kritik zur Premiere:

Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, Bayreuther Festspiele

Andreas Schmidt, 1. August 2017,
klassik-begeistert.de

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